• 28.01.2011 18:51 - Kirsch tritt als Mitgesellschafter Erbe von Schumann-Reisen an Porträt
von Kathrin Gorlt in Kategorie Allgemein.

Artikel aus der OTZ vom 28.01.2011

"Die Marke Schumann Reisen hat Potenzial. So etwas lässt man nicht sterben", erklärt der Naumburger Wein- und Sektmanufaktur-Inhaber Andreas Kirsch sein Engagement als Mitgesellschafter der Firma Reiseprofis A-Z Touristik.
Oberpöllnitz/Naumburg. Diese war im Dezember 2010 als Investor beim zahlungsunfähigen Oberpöllnitzer Reiseveranstalter eingestiegen. Der 49-jährige Geschäftsmann sei als Kunde bereits mehrmals mit "Schumann" verreist und schwärmt immer noch: "Wer einmal eine Kreuzfahrt ins Blaue gemacht hat, weiß wie einmalig diese ist."

Beim Skifahren mit der früheren Rennrodlerin Sylke Otto und dem Sportmanager André Theuerzeit, beide ebenfalls langjährige Schumann-Geschäftspartner, sei die Idee entstanden, gemeinsam im Reisegeschäft aktiv zu werden. "Wir wollten investieren, ohne großes Risiko einzugehen", sagt Kirsch im Gespräch mit dieser Zeitung. Am 1. Februar vor einem Jahr gründeten sie ihre Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Theuerzeit, Manager des Formel-1-Fahrers Nick Heidfeld, steuerte laut dem Wirtschaftsauskunftsdienst Creditreform 52 Prozent des Stammkapitals bei, Otto und Kirsch jeweils 24 Prozent.

Die Branchenneulinge namens Reiseprofis wollten nach Kirschs Darstellung auf das "Know how von Schumann Reisen zurückgreifen" und Sport-Reisen sowie hochwertige Last-Minute-Reisen über das Internet anbieten. "Wir sind im Frühjahr nicht davon ausgegangen, dass Thomas Schumann die Notbremse ziehen und in Insolvenz gehen muss." Doch nachdem dieser wegen Zahlungsschwierigkeiten seinen Kunden keine Insolvenzausfallversicherung mehr anbieten konnte, seien die Reiseprofis auch in dieser Hinsicht als Kooperationspartner eingesprungen und wickelten die Buchungen finanziell ab. "Bereichert haben wir uns daran nicht", erklärt Kirsch.

"Familie Schumann hat um ihre Firma nicht nur bis zum letzten Hemd gekämpft, sondern bis zum letzten Knopf", sagt der Naumburger Winzer. Nun gelte es, das Nachfolge-Unternehmen auf solide Füße zu stellen und die unternehmerischen Fehler von Schumann-Reisen wie defizitäre Touren nicht zu wiederholen. "Auf der nächsten Gesellschafterversammlung vermutlich im Februar werden wir eine Bestandsaufnahme machen und die Details der weiteren Vorgehensweise und Ausrichtung des Unternehmens besprechen." Andreas Kirsch hofft, dass die treuen Schumann-Kunden bis dahin auf die Angebote aus dem aktuellen Katalog fleißig zurückgreifen. "Auf Grund des Buchungsstandes werden wir dann festlegen, mit wie vielen Bussen und Mitarbeitern wir anfangs auf Reisen gehen."

Auch wollen die Gesellschafter besprechen, ob und wie lange sie das Unternehmen mit eigenem oder fremdfinanziertem Kapital aufbauen. "Wir erwarten keineswegs, dass sich unser Kapital innerhalb eines Jahres verdoppelt, aber schon, dass der Betrieb eines Tages Gewinn abwirft. Wichtig ist, dass die Firma zum Laufen und die Mitarbeiter wieder in Lohn und Brot kommen."

Ob die Reisefirma jemals wieder stark defizitäre Touren anbieten wird, wie Nick-Heidfeld-Fans zum Schnäppchenpreis von 80 Euro für vier Tage nach Barcelona an die Rennstrecke und ins Vier-Sterne-Hotel zu fahren darauf will sich Andreas Kirsch derzeit nicht festlegen: "Sponsoring muss sich eine Firma erst leisten können. Sportmarketing soll sich auch für das Unternehmen auszahlen, muss sich konzeptionell mit aktiver Werbung ergänzen. Reines Mäzenatentum lehne ich ab."

Eine Frist, wie lange er Anteilseigner der Reiseprofis bleiben will, habe er sich nicht gesetzt. Auf jeden Fall will Kirsch auf die Erfahrungen des Schumann-Reisen-Gründers zurückgreifen. "Thomas Schumann ist eine Koryphäe in der Tourismusbranche und für uns unverzichtbar." Ob er nach Beendigung des Insolvenzverfahrens als Dank für seine Beraterdienste Mitgesellschafter der Reiseprofis wird, wisse er heute noch nicht, erklärte Kirsch auf Nachfrage. "Darüber werden wir uns vielleicht in sieben Jahren Gedanken machen."

Dass sein Naumburger Firmensitz bislang auch als Adresse für die Firma Reiseprofis diente, habe folgenden Grund: "Wir setzen auch weiterhin auf die treue Schumann-Kundschaft in den neuen Bundesländern. Während die beiden anderen Gesellschafter in den alten Ländern wohnen, sei geplant, den Reiseprofis-Sitz nach Oberpöllnitz zu verlegen."

Kirsch könne sich gut vorstellen, dass der Reiseveranstalter, an dem er beteiligt ist, künftig auch Tagesreisen für die zahlreichen Hotelgäste im Naumburger Weingebiet offeriert. "Ausflüge zur Himmelsscheibe von Nebra, nach Merseburg, Zeitz und Quedlinburg sind gefragt."



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